Diabetes und Essstörungen

Shownotes

Menschen, die an Diabetes erkranken, geraten in eine Lebenssituation, in der sie täglich viele Faktoren beachten und sich intensiv mit dem Thema Ernährung auseinandersetzen müssen. Das birgt die Gefahr, dass Essen, Körper und Gewicht übermäßig an Bedeutung gewinnen, was nachvollziehbar ist, wenn man sich ständig damit beschäftigen muss. In dieser Folge werfe ich einen genaueren Blick darauf, was passiert, wenn eine Essstörung und Diabetes aufeinandertreffen. Schön, dass du da bist und viel Spaß beim Zuhören!

IG: @psychotherapie.wien

Homepage: www.praxis-verhaltenstherapie.at

Links:

Österreichisches Gesundheitsportal über Typ-1-Diabetes: gesundheit.gv.at – Typ-1-Diabetes

Informationsportal für Fachkreise zu Diabetes und Essstörungen: diabinfo.de – Essstörungen bei Diabetes

Österreich:

Essstörungshotline: https://www.wig.or.at/selbsthilfe-beratung/hotline-fuer-essstoerungen

Österreichische Gesellschaft für Essstörungen: https://www.oeges.or.at/Essstoerungen/Hilfe-fuer-Betroffene/Beratungsstellen/

Deutschland:

Hilfe bei Essstörungen: https://essstoerungen.bioeg.de/hilfe-finden/

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen: https://www.dgess.de

Schweiz:

Essstörungsinfos: https://www.pepinfo.ch/de/anlaufstellen/index.php

Schweizer Gesellschaft für Essstörungen: https://sges-ssta-ssda.ch

Transkript anzeigen

00:00:01: Herzlich willkommen zu meinem Podcast Lebenskunst, dem Podcast über Essstörungen und allem, was damit verbunden ist.

00:00:17: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge meines Podcasts rund um Essstörungen.

00:00:22: Mein Name ist Katja und Ich habe mich intensiv mit der Erkrankung Diabetes in letzter Zeit auseinandergesetzt und möchte euch mein neues Wissen nicht vorenthalten, was ich alles gelernt habe, vor allem Diabetes in Kombination mit Essstörungen.

00:00:39: Und genau darum geht es heute.

00:00:42: Was ist Diabetes?

00:00:43: Diabetes ist eine chronische Erkrankung.

00:00:47: Leider von Betroffenen, täglich enorm viel Aufmerksamkeit, Disziplin und auch Selbstkontrolle verlangt.

00:00:54: Gleichzeitig sind aber gerade junge Menschen mit Diabetes, besonders mit Typ eins, in besonderem Maße gefährdet, eine Essstörung zu entwickeln.

00:01:03: Warum?

00:01:04: Das liegt eigentlich auf der Hand, weil die ständige Auseinandersetzung mit Essen, mit dem Blutzucker, mit Insulin, Wenn das auf den Wunsch nach Kontrolle, nach Schlankheit oder nach Normalität trifft, kann daraus leider ein total gefährlicher Kreislauf entstehen.

00:01:26: Worum geht es jetzt genau in dieser Folge?

00:01:28: In dieser Folge werfen wir einen genauen Blick auf das Zusammenspiel von Diabetes und Essstörungen.

00:01:35: Ich möchte darüber sprechen, wie sich Typ I und Typ II Diabetes auf das S-Verhalten auswirken kann, welche Risikofaktoren besonders relevant sind und auch, wie sich S-Störungen bei Diabetes frühzeitig erkennen lassen.

00:01:51: Aber beginnen wir jetzt mal zuerst mit der Unterscheidung dieser zwei verschiedenen Typen.

00:01:56: Man unterscheidet nämlich Diabetes Melitus Typ I und Typ II.

00:02:02: Wir beginnen mit Typ I. Diabetes mellitus Typ I ist eine Stoffwechselerkrankung.

00:02:09: Man kann es auch als Typ I Diabetes bezeichnen.

00:02:11: Und bei der Erkrankung produziert der Körper zu wenig oder manchmal auch gar kein Insulin.

00:02:18: Und Insulin wiederum ist aber ein lebenswichtiges Hormon für den Zuckerstoffwechsel.

00:02:24: Wenn es fehlt, kann der Körper leider den Zucker aus der Nahrung nicht mehr richtig verwerten.

00:02:31: Und dann passiert, dass der Blutzuckerspiegel ansteigt.

00:02:34: Die Zellen erhalten aber leider zu wenig Zucker.

00:02:40: Und das hat dann verschiedene Auswirkungen auf die Gesundheit.

00:02:43: Mögliche Symptome sind beispielsweise dann starke Müdigkeit oder sehr starker Durst oder auch Gewichtsverlust.

00:02:52: Und wie kommt man da drauf, ob der Blutzuckerwert passt?

00:02:56: Da müssen Betroffene das immer und immer wieder messen.

00:02:59: Typ I Diabetes kann einerseits durch eine erbliche Veranlagung entstehen, die Krankheit tritt meist schon in der Kindheit auf oder auch im Jugendalter und in Österreich sind laut dem österreichischen Gesundheitsportal, da werde ich euch den Link in den Show Notes hineingeben, falls ihr mehr noch dazu wissen wollt.

00:03:21: Aber laut diesem Portal sind in etwa rund dreißigtausend Menschen von Typ I Diabetes in Österreich betroffen.

00:03:29: Die Therapie besteht darin, dass ein Mensch sich lebenslang Insulin zuführen muss.

00:03:37: Dann gibt es den zweiten Typ, der mit mehr als neunzeig Prozent aller Fälle deutlich häufigerere Typdiabetes betrifft, aber vor allem ältere und übergewichtige Menschen.

00:03:49: Jetzt habe ich herausgefunden, dass aber auch zunehmend übergewichtige, jüngere Menschen davon betroffen sind und sogar manchmal auch Jugendliche.

00:03:59: Gründe für die Entstehung sind einerseits ebenfalls auch genetische Veranlagungen und andererseits auch ein ungesunder Lebensstil, eine ungesunde Lebensweise.

00:04:10: Und dadurch kommt es zu einer Unempfindlichkeit gegenüber dem Insulin.

00:04:15: Das bedeutet, dass zwar eigentlich genug Insulin vorhanden ist, die Zellen jedoch aber nicht entsprechend reagieren und den Zucker dadurch nicht gut aufnehmen.

00:04:28: Und das wird dann auch als Insulinresistenz bezeichnet.

00:04:31: Was ist die Folge?

00:04:32: Die Bauchspeicheldrüse muss immer mehr Insulin produzieren, um den Blutzucker trotzdem zu senken.

00:04:41: Und irgendwann kann sie das aber bei entsprechender genetischer Veranlagung einfach nicht mehr gewährleisten, also die Bauchspeicheldrüse.

00:04:48: Und die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse sind erschöpft.

00:04:53: Und da passiert es, dass die Insulinproduktion abnimmt.

00:04:57: Genau, also wenn die Bauchspeicheldrüse, die Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse erschöpft sind, nimmt die Insulinproduktion ab und es entsteht ein zunehmender Insulinmangel.

00:05:08: und dadurch steigt aber der Blutzuckerwert an.

00:05:11: und ein erhöhter Blutzuckerwert wird auch als Hyperglychemie bezeichnet.

00:05:16: Das Problem ist, ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerwert führt letztendlich dann zur Diagnose Diabetes.

00:05:24: Genau, ich hoffe das war verständlich.

00:05:26: Ich habe mich sehr bemüht.

00:05:28: Dann schauen wir mal genauer hin, was das in Kombi mit einer S-Störung bedeutet.

00:05:35: Also im Bezug auf S-Störungen.

00:05:37: S-Störungen wie die Anorexie, die Bulimie, Binsh-Eating oder Mischformen sind psychische Erkrankungen, die sich auch direkt auf die Blutzuckerwerte auswirken.

00:05:47: Betroffene haben oft höhere HBA-I-C-Werte, das ist ein Blutwert.

00:05:53: der zeigt, wie hoch der durchschnittliche Blutzuckerspiegel einer Person ist.

00:05:58: Und Betroffene haben oft einen erhöhten Wert und somit sehr instabile Blutzuckerverläufe.

00:06:05: Und für Menschen mit Diabetes bedeutet das ein deutlich erhöhtes Risiko für ganz akute Notfälle, wie zum Beispiel eine diabetesche Keto-Azidose.

00:06:18: Aber was ist eine Keto-Azidose?

00:06:21: Da passiert es im Körper, dass es eigentlich zu einer Stoffwechselübersauerung kommt.

00:06:28: Und zwar, weil es gibt sogenannte Ketonkörperchen oder Ketonkörper, die werden vermehrt gebildet.

00:06:36: Und das ist vor allem eine Komplikation des Typ I Diabetes und eine Folge eines schweren Insulinmangels.

00:06:44: Also ist ein schwerer Insulinmangel da, kommt es zu einer vermehrten Bildung von diesen Ketonkörpern und somit in Folge, wenn man Pech hat, zu einer Keto-Azidose, also zu einer Stoffwechselübersäuerung.

00:06:57: Das heißt, die Glucose kann nicht mehr in ausreichender Menge in die Zellen aufgenommen werden und steht somit dem Körper nicht mehr als Energiequelle zur Verfügung.

00:07:08: Und was ist Glucose?

00:07:08: Glucose ist einfach Zucker, der beim Stoffwechsel eine Rolle spielt.

00:07:13: Andere Arten von Zucker wären zum Beispiel, das kennst du vielleicht, Laktose, das wäre Milchzucker.

00:07:20: Genau, das heißt, es ist eine schwerwiegende Stoffwechselentgleisung, was eigentlich ja akutmedizinisch behandelt werden muss.

00:07:29: Das heißt, es ist sofortige medizinische Hilfe notwendig.

00:07:33: Besonders gefährlich wird es dann, wenn Insulin leider absichtlich weggelassen wird.

00:07:38: Das nennt man dann auch Insulin-Pörching.

00:07:41: Ich habe auch den Begriff Diabolomie.

00:07:43: gelesen.

00:07:45: Und das wird gemacht in der Hoffnung, dadurch Gewicht zu verlieren, aber darauf komme ich später dann nochmal zurück.

00:07:52: Doch nicht nur so kurzfristige Gefahren können entstehen, auch langfristige können, so starke Blutzuckerschwankungen, die bei Essstörungen typisch sind, die Organe und auch die Gefäße im Körper erheblich schädigen.

00:08:06: Und deshalb ist es so wichtig, Essstörungen im Zusammenhang mit Diabetes sehr, sehr ernst zu nehmen und zu behandeln.

00:08:14: Da es sich um psychische Erkrankungen handelt, ist einerseits die Psychotherapie eine ganz zentrale Säule der Behandlung, aber weil da einfach auch noch eine körperliche Erkrankung dazukommt, ist es eigentlich unumgänglich auch sich medizinisch.

00:08:32: helfen zu lassen, auch ernährungstherapeutisch helfen zu lassen bzw.

00:08:38: auch eine spezielle Therapie für Diabetes zu machen.

00:08:45: Wie schaut es jetzt aber mit der Häufigkeit aus?

00:08:47: Bei meiner Recherche habe ich herausgefunden, dass bei vielen Menschen mit Typ I Diabetes Auffälligkeiten im Essverhalten sowie Essstörungen erst nach der Manifestation, also erst nach dem Krankheitsbeginn auftreten.

00:09:03: bzw.

00:09:04: nach der Diagnosestellung des Typ I Diabetes.

00:09:08: Und das nochmal deutlich mehr Personen zwar keine Essstörung entwickeln, aber ein gestörtes Essverhalten zeigen.

00:09:17: Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen schwanken die Häufigkeiten je nach Alter und Gewicht, während bei jüngeren Jugendlichen, also so elf bis treizehn Jahre in etwa acht Prozent ein auffälliges S-Verhalten zeigen, also keine S-Störungen, aber ein auffälliges S-Verhalten steigt das dann bei älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen an.

00:09:39: Ich finde Zahlen zu nennen ist immer wieder ein bisschen schwierig, weil Studien verändern sich auch und Studien sind meist recht schnell dann auch veraltet.

00:09:47: Ich habe meine Informationen aus einem Diabetes-Infopartal aus Deutschland und ich werde euch auch den Link in den Show notes.

00:09:57: hineingeben, damit ihr da genauer auch nochmal nachlesen könnt, da werden viel mehr Zahlen genannt.

00:10:03: Genau.

00:10:06: Kommen wir nochmal kurz auf die S-Störungen zurück.

00:10:10: Beispiel sei es die Bulimie.

00:10:12: Bei der Bulimianervosa, also die S-Brechsucht, ist eigentlich die S-Störung, die beim Menschen mit Typ I Diabetes sehr häufig vorkommt.

00:10:23: Studien haben gezeigt, dass Menschen mit Typ I Diabetes aber nicht häufiger an Bulimia kranken als Menschen ohne Diabetes.

00:10:30: Find ich auch ganz wichtig.

00:10:31: Also das Verhältnis unter Menschen mit Diabetes und Menschen ohne Diabetes bei der Häufigkeit verhält sich sehr gleich.

00:10:40: Es gibt also keinen Hinweis darauf, dass Typ I Diabetes die Bulimia wahrscheinlicher macht.

00:10:48: Das finde ich jetzt auch noch wichtig.

00:10:49: Das fand ich eine sehr spannende Erkenntnis, auch als ich mir all die Dinge durchgelesen habe.

00:10:53: Auch bei der Anorexie habe ich das herausgefunden, dass auch bei Diabetiker und Diabetikerinnen auch hier im Verhältnis nicht häufiger vorkommt als bei Personen ohne Diabetes.

00:11:07: Vor allem aber auch eine weitere Erkenntnis.

00:11:10: Es gibt wenn dann mehr, ein bisschen mehr, die ein Bulimie erkranken und weniger an Anorexie, was sich auch mit der Erkenntnis deckt.

00:11:20: Ich glaube, das war meine allererste Folge, wo man auch, ja, weil ich habe das früher auch gedacht, dass die Anorexie die häufigste Form ist, aber die häufigste ist ja eigentlich die Binge-Eating-Störung, aber die findet man bei Typ I Diabetes jetzt weniger, sondern eher eben bei Typ II, aber dann die zwei häufigste, die Bulimie ist und die... seltenste Unteranführungszeichen, die Anorexie.

00:11:42: Und auch hier zeigt sich das ja.

00:11:44: Unter der Gruppe Diabetes Typ I ist die Bulimie häufiger vertreten als die Anorexie.

00:11:51: Also da deckt sich das tatsächlich auch nochmal mit den Erkenntnissen, die ich bei der Recherche von für die erste Folge gewonnen habe.

00:11:59: Also kurz gesagt, Menschen mit Typ I Diabetes können Bulimie oder Magersuft entwickeln, aber sie sind nicht häufiger betroffen als Menschen ohne Diabetes.

00:12:10: Genau.

00:12:11: Aber was sind jetzt noch mal Bulimie und Anorexie?

00:12:13: Ganz, ganz, ganz kurz gefasst.

00:12:15: Charakteristisch für die Bulimie und auch die Anorexie ist eine ausgeprägte Angst, zu dick zu werden.

00:12:22: Für beide Erstörungen ist zu dem typisch, dass die Patienten in einen Gegenstand den Maßnahmen einsetzen, um ein Gewichtszunahmen entgegenzuwirken.

00:12:31: Dazu zählen nicht nur selbst herbeigefühltes Erbrechen, meistens wesentlich stärker bei der Bulimie ausgeprägt ist, aber auch ab und zu bei der Anorexie vorkommt, auch strenge Diäten oder der Gebrauch von Appetitzügelern oder Abführmitteln oder Entwässerungsmitteln usw.

00:12:48: oder sehr viel Sport.

00:12:50: Und mit diesen Strategien versuchen Betroffene ihre Angst vor einer Gewichtszunahme zu bewältigen, allerdings auf eine sehr belastende und gesundheitsschädliche Weise.

00:13:02: Und auch zur Anorexie und zur Bulimie gibt es bereits Episoden, die du dir gerne anhören kannst, wenn du über die Erkrankungen noch ein bisschen mehr wissen möchtest.

00:13:12: Im Bezug auf Diabetes kommt es aber vor das Betroffene durch das sogenannte Insulin-Perching, eine Gewichtszunahme entgegenwirken wollen und darauf Gehe ich jetzt noch mal genauer ein, wie ich das vorher schon kurz angekündigt habe.

00:13:27: Das bedeutet nämlich, dass Menschen mit Diabetes sich absichtlich zu wenig oder sogar gar kein Insulin spritzen, um Gewicht zu verlieren.

00:13:39: Dieses Verhalten findet sich sowohl bei Bulimie als auch bei der Anorexie.

00:13:44: Da der Körper überschüssigen Zucker aber über die Nieren ausscheidet, spricht man oft auch von Diabulimie, also so etwas wie Erbrechen über die Nieren.

00:13:55: könnte man es übersetzen.

00:13:57: Die Folgen können aber echt dramatisch sein.

00:14:00: Also kurzfristig drohen schwere Blutzuckerentgleisungen bis hin zu eben dieser lebensbedrohlichen Ketoazidoser, was ich vorher beschrieben habe.

00:14:10: Langfristig erhöht Insulin-Perching das Risiko für schwere Folgeerkrankungen wie Nieren oder Gefäßschäden oder auch das Diabetische Fußsyndrom.

00:14:23: und auch die Sterblichkeit bei diesem Verhalten wird deutlich erhöht.

00:14:28: Jetzt habe ich diabetesches Fußsyndrom hineingeschmissen, kurz dazu, was das eigentlich ist, das diabetesche Fußsyndrom, das äußert sich durch eine Art Missempfindung bzw.

00:14:41: Gefühllosigkeit in den Beinen und in den Zähnen.

00:14:44: Besonders nachts.

00:14:45: oft und in der Wärme leidet der Patient oder die Patientin unter einem Taubengefühl.

00:14:53: Manche beschreiben es auch halt so Ameisen, die sich spülen, so Ameisen laufen oder auch ein Brennen kann es sein oder ein stechender Schmerz und oft dazu geht das Gefühl für Wärme oder Kälte, Schmerz oder auch Druck verloren.

00:15:10: Genau, nur ein kurzer Einblick, was das Diabetische Fußsyndrom ist.

00:15:17: Wie häufig tatsächlich Insulin-Purging vorkommt, ist total schwer zu sagen, weil die Zahlen je nach Studie auch sehr unterschiedlich sind.

00:15:25: Deswegen möchte ich da auch gar keine genauen Zahlen nennen, weil ich mich mit allen unwohl fühlen würde.

00:15:31: Aber wenn zusätzlich eine S-Störung vorliegt, ist die Wahrscheinlichkeit nach Insulin-Purging definitiv erhöht, als wie bei Personen, die keine zusätzliche S-Störung aufweisen.

00:15:44: Die sind da meistens dann genauer.

00:15:46: und lassen das Insulin eher nicht weg.

00:15:50: Warum greifen Menschen jetzt aber eigentlich zu so einer riskanten Strategie?

00:15:55: Ich will mal sagen, die Gründe sind sehr unterschiedlich.

00:15:59: Viele erleben Insulinverzicht als eine sehr schnelle, aber auch halt verlässliche, Möglichkeit, Gewicht zu verlieren.

00:16:07: Manche beschreiben auch ein Gefühl von Kontrolle über den eigenen Körper oder auch im ein positives Feedback, wenn sie dann abnehmen.

00:16:18: Gleichzeitig kann Insulin selbst nämlich schon zu einer gewissen Gewichtszunahme führen, was die Hemmschwelle es konsequent zu spritzen, bei Betroffenen, die eben sehr viel Angst davor haben zuzunehmen, weiter senkt.

00:16:32: Und hinzukommen auch selbst abwertende Gedanken, die Angst vor Unterzuckerungen und oft auch eine Erschöpfung von der ständigen Belastung durch den Diabetes.

00:16:45: Gerät jemand wegen einer Ketdozidose ins Krankenhaus sollte deshalb immer auch an Insulinpurging gedacht werden.

00:16:52: Und bei besonders schweren Verläufen muss unbedingt, unbedingt geprüft werden, ob es nicht auch ein selbstschädigendes Verhalten ist, also eine Form von Selbstverletzung oder manchmal auch ein möglicher Suizidversuch dahinterstecken könnte.

00:17:07: Woran man vielleicht jetzt nicht auf Anhieb gleich denkt.

00:17:13: Wenn wir uns jetzt nun den Typ II Diabetes und S-Störungen widmen, also im Gegensatz zu Typ I Diabetes, zeigen etwa die Hälfte aller Menschen mit Typ II Diabetes bereits vor der Diagnose ein auffälliges S-Verhalten oder eine S-Störung.

00:17:29: Die am häufigsten vorkommende S-Störung ist bei Typ II Diabetes die Binsheating-Störung, wo es so immer wiederkehrenden unkontrollierten S-Anfällen kommt.

00:17:42: aber ohne eine Gegenmaßnahme zu setzen.

00:17:44: Das heißt, es wird Essen in kurzer Zeit oder viel Essen in kurzer Zeit konsumiert, aber keine Gegenmaßnahme ergriffen.

00:17:52: Und das betrifft aber vor allem oft Erwachsene.

00:17:57: Was das Geschlecht anbelangt, ist es, glaube ich, also was ich jetzt so gelesen habe, gibt es nicht viel Unterschiede.

00:18:03: Es betrifft sowohl Männer als auch Frauen.

00:18:06: Auch die Bulimie kommt bei Typ zwei Diabetes immer wieder vor, ist aber insgesamt einfach seltener.

00:18:14: Und ja, wie gesagt, bei der Binsheating-Störung essen Betroffene nicht nur große Mengen, sondern eben auch sehr schnell, oft, bis sie sich wirklich sehr, sehr unwohl fühlen oder sogar übervoll fühlen.

00:18:26: Die Essen-Fälle finden meist Heimlecht statt.

00:18:29: Das ist etwas, wofür sich viele im Anschluss sehr schuldig fühlen, auch sehr schämen.

00:18:36: Viele sind sehr deprimiert über ihr Verhalten.

00:18:39: Anders als bei Bulimio der Margesucht werden bei Binshiting nämlich eben keine Gegenmaßnahmen wie Erbrechen oder Exzessives Fasten dann eingesetzt.

00:18:49: Stattdessen erleben viele Betroffene einfach häufig das Gefühl von Kontrollverlust und sind sehr verzweifelt und fühlen sich schuldig und schämen sich.

00:18:57: und ja, fühlen sich auch eklig.

00:19:01: Also der Leidensdruck ist sehr groß.

00:19:03: Und mehr als achtzig Prozent der Menschen mit Typ zwei Diabetes sind übergewichtig.

00:19:09: Und viele von ihnen hatten bereits vor der Diagnose auch eine Binsheating-Störung.

00:19:14: Und wenn wir uns mal die Folgen jetzt anschauen für Menschen mit Tipp zwei Diabetes und Binsheating keine Störung, einfach wirklich gesundheitliche Folgen haben.

00:19:25: Die Essernfälle erhöhen oft Blutzuckerwerte, den Blutdruck und das Körpergewicht und dadurch steigen das Risiko für Insulinresistenz.

00:19:37: ebenso das metabolische Sundrom, sowie eben die diabetese und auch so kardiovaskuläre Folgeerkrankungen.

00:19:46: Also der Herzkreislauf wird auch total geschädigt und mit Leidenschaft gezogen.

00:19:53: Und das kann einfach dann wesentlich früher auftreten als bei Menschen mit Normalgewicht und gut eingestelltem Diabetes.

00:20:02: Darüber hinaus leiden Betroffene häufiger als die allgemeinen Bevölkerung an psychischen Erkrankungen wie depressive Verstimmung oder Depressionen unter Angststörungen usw.

00:20:14: Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Störung auch das Suizidrisiko erhöhen kann.

00:20:23: Oft erleben Menschen mit Typ II Diabetes auf den Druck, sich an Essenspläne halten zu müssen.

00:20:32: Ja, wenn man die Essstörung dahinter nicht erkennt, kann das einerseits manchmal ein bisschen helfen, es kann aber auch Essanfälle auslösen und verstärken.

00:20:40: Also, wenn eine Binsch-Eating-Störung da ist, braucht es unbedingt in der Behandlung, einfach, dass man auf beide Erkrankungen eingeht, um Essanfälle langfristig zu reduzieren, um bestenfalls zu verhindern.

00:20:56: Also, da braucht die Person auch eine gezielte Behandlung für die Essstörung.

00:21:01: Wir kennen jetzt S-Störungen in Bezug auf Diabetes frühzeitig.

00:21:05: Also S-Störungen beim Menschen mit Diabetes, das halt tatsächlich frühzeitig zu erkennen, ist gar nicht so einfach.

00:21:14: Weder für das unmittelbare Umfeld, also weder für Angehörige noch für auch das Diabetes-Team.

00:21:23: Ein Grund dafür ist, dass Betroffene oft ihr S-Verhalten oder wenn das vielleicht nicht ganz der Norm entspricht.

00:21:30: nicht mitteilen, also häufig verheimlichen oder auch bestreiten.

00:21:33: Das ist überhaupt kein Vorwurf an dieser Stelle, sondern das ist oft einfach ein Ausdruck dafür, dass man sich für etwas sehr, sehr schämt und das dann nicht mitteilen möchte.

00:21:43: Dabei ist es aber ganz wichtig, da auch gut hinzuschauen, damit der Mensch natürlich auch entsprechend Hilfe bekommt, nicht nur für Diabetes, sondern eben auch für die Essstörung.

00:21:56: Ja, ein Anzeichen, was vielleicht so ein Hinweis sein kann ist, wenn Patientinnen trotz Therapie, z. B. trotz einer Diabetes-Therapie, immer wieder erhöhte Blutzuckerwerte aufweisen, also wenn dieser H-B-A-Eins-C-Wert oft nicht passt, kann das z. B. auf ein gestörtes Erstverhalten hinweisen oder auch auf das Insulin-Pörching.

00:22:21: Oder auch wenn Personen immer wieder ins Krankenhaus kommen bezüglich einer Ketoazidosi, also wenn die immer und immer wieder passiert, es wiederholt, vorkommt.

00:22:30: Das sollte ebenfalls so ein Anlass sein, an Essenfälle zu denken mit vielen Kohlenhydraten oder auch hier an ein bewusstes Weglassen von Insulin.

00:22:41: Also das sollte erfragt werden und zwar behutsam, behutsam erfragen, damit sich Menschen auch trauen.

00:22:50: Dinge zu sagen, wofür sie sich schämen.

00:22:53: Oder auch ein Anzeichen könnte sein, wenn es gehäuft zu Hypoglychemien kommt.

00:23:00: Das ist ein weiteres Zeichen.

00:23:01: bei Menschen mit Typ I Diabetes können zum Beispiel absichtlich herbeigeführte Unterzuckerungen dazu dienen, größere Mengen an Kohlenhydraten zu essen, auch Essernfälle mit anschließendem Erbrechen oder auch die Überdosierung von Korrekturinsulin können.

00:23:19: Hypoglykemin auslösen und so wiederholte Unterzuckerungen führen oft zu Druck und Angst vor Gewichtszunahme und dann entsteht so ein ganz furchtbar blöder Teufelskreis.

00:23:31: Es gibt noch weitere Hinweise, auf die man achten sollte, zum Beispiel, wenn man sich eben Blutzuckerschwankungen irgendwie nicht erklären kann, wenn es deutliche Gewichtsschwankungen gibt, wenn Arzttermine ganz oft vielleicht auch abgesagt werden, wenn in einem sehr starken Ausmaß es abgelehnt wird, gewogen zu werden oder auch eine starke Beschäftigung mit dem eigenen aussehen.

00:24:00: Auch ganz starre Essensregeln zum Beispiel oder eine intensive Beschäftigung mit Nährwerten, mit Kochen, für andere ohne selbst zu essen, sehr langsames Essen, starre Essensrituale, das vermeiden von gemeinsamen Mahlzeiten, exzessive Bewegung oder Rückzug nach Mahlzeiten können auch Hinweise sein.

00:24:22: Also Hinweise fallen einfach auch auf eine Essstörung.

00:24:25: Wenn da jemand plötzlich sein Verhalten total verändert, darf man mal kurz überlegen, hm, ist da vielleicht was los, wie jemand vielleicht Hilfe benötigt.

00:24:37: Aber wichtig ist, die Diagnose sollte von erfahrenen Fachkräften gestellt werden, also einerseits von PsychotherapeutInnen oder Ärztinnen.

00:24:47: Dabei gibt es auch spezielle Fragebürgen, die helfen, die für die Kombination aus Diabetes und Esssteuerungen gezielt entwickelt wurden.

00:24:56: Und das gibt auch so strukturierte psychiatrische Interviews.

00:24:59: Deswegen ist es wichtig, auch wenn jemand zum Psychiater geht, weil man sich vielleicht nicht mehr so gut fühlt, auch zu erwähnen, dass man Diabetes hat.

00:25:07: Zusätzlich ist es auch wichtig, therapiebezogene Daten halt zu erfassen, wie der Glucoseverlauf, Insulinabgabe, Kohlenhydrataufnahme und so weiter.

00:25:16: Körperliche Bewegungen, Blutwerte wie Blutfette oder Schilddüsenhormone, Kalium und so weiter und so fort.

00:25:23: Und all das können ganz wichtige Hinweise liefern.

00:25:27: Das kann man natürlich als Angehöriger nicht machen, aber es ist wichtig, da sich einfach ärztlich, also einen Arzt, eine Ärztin aufzusuchen, um bestimmte Tests zu machen, um zu schauen, was da für Probleme vorliegen, um sich halt helfen zu lassen.

00:25:43: Kommen wir zu Behandlung.

00:25:45: Ja, wenn es um die Behandlung von Essstörungen bei Menschen mit Diabetes geht, ist eine professionelle Unterstützung finde ich sehr wichtig, auch sonst natürlich, aber hier natürlich auch.

00:25:54: Und idealerweise erfolgt die Behandlung eigentlich auf mehreren Ebenen, einerseits Psychotherapie, aber auch Diabetologie oder eine Ernährungstherapie, ärztliche Begleitung und so weiter, die sollten alle eng zusammenarbeiten.

00:26:09: Die Psychotherapie kann je nach Schwere der Störung und körperlichem Zustand einerseits entweder ambulant erfolgen, aber ist auch stationär möglich.

00:26:19: Oft kommt es nämlich eben auch zu begleitenden psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen, somit ist es oft auch wichtig, sich psychiatrisch begleiten zu lassen.

00:26:31: Also es braucht da, wie man merkt, einfach auch verschiedene Personen aus verschiedenen Berufsgruppen, damit die betroffene Person auch wirklich... gut behandelt wird.

00:26:42: Das primäre Ziel der Therapie oder der Therapien sind das abhängig von der Art und der Schwere der Essstörung, eine nachhaltige Veränderung des Essverhaltens und auch einfach eine gute angemessene Umsetzung der Insulintherapie stattfindet.

00:26:59: Und es ist wichtig da mit Betroffenen die Ängste zu reduzieren.

00:27:06: die Angst vor der Gewichtszunahme zu bewältigen und den Teufelskreis auch von Essernfällen oder Erbrechen und Fasten und exzessiver Bewegung oder diesen Insulin-Purching zu durchbrechen und die Kontrolle über ihr Essverhalten zurück zu gewinnen.

00:27:23: Das ist ganz wichtig.

00:27:24: Außerdem werden auch in der Therapie Sachen gelernt, wie reguliere ich Emotionen gut, was sind konstruktive Bewältigungsstrategien und so weiter.

00:27:36: Und auch so festgefahrene Denkmuster muss man sich gut anschauen, also sogenannte Gründernahmen, die dahinter stecken, was man vielleicht noch aufrechterhält.

00:27:47: Genau, also da gibt es ganz viele Punkte, die in der Psychotherapie auch angeschaut werden, um einfach auch das Gestörte-S-Verhalten wieder zu verbessern.

00:27:57: Wichtig ist auch die Ernährungstherapie, finde ich, spielt hier eine superzentrale Rolle, weil sie Hilfbetroffenen einfach auch wieder bedürfnisgerecht zu essen.

00:28:09: Also da auch ein Gefühl dafür zu kriegen, wie Mahlzeiten ausschauen sollten, was einfach für Ihre Form des Diabetes, wichtig ist, auf was sie da schauen, dass sie da einfach nochmal gut unterstützt werden und Informationen kriegen und Schritt für Schritt lernen.

00:28:28: Ja, ihr Essverhalten so anzupassen, dass sie gut zurechtkommen.

00:28:33: Also wie man sieht, ich finde die Behandlung einer Essstörung mit Diabetes ist sehr komplex.

00:28:39: Ich finde auch, dass eine Therapeuten die für die Essstörung zwar da ist, ist auch ein bisschen mit Diabetes auskennen sollte.

00:28:47: Auch wenn man vielleicht noch andere im Team hat, die sich damit auskennen, sollte man vielleicht nicht komplett unwissend sein.

00:28:54: Ja, aber es hängt einfach alles ganz stark zusammen.

00:28:58: Genau.

00:28:59: Aber auch hier kann man helfen.

00:29:01: Auch hier gibt es die Möglichkeit, wieder Lebensqualität für sich zu gewinnen und aus dem Leidensdruck rauszukommen.

00:29:10: Genau, Essstörungen sind halt einfach wirklich sehr ernst zu nehmen der Erkrankungen, aber sie sind behandelbar und vor allem mit der richtigen Unterstützung kann da ganz, ganz viel Gutes passieren.

00:29:20: Und somit bin ich auch am Ende dieser Folge.

00:29:24: Ich fand es total spannend, mich auf diese Folge vorzubereiten.

00:29:28: Ich hoffe, dir hat es auch gefallen, dass du einen guten Einblick bekommen oder halt zumindest mal so ein Überblick wissen, über Diabetes in Zusammenhang mit Essstörungen.

00:29:37: Ich wünsche dir noch einen wunderschönen Tag und ich hoffe, du hörst auch bei der nächsten Folge wieder mit rein.

00:29:42: Bis zum nächsten Mal.

00:29:44: Tschüss!

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