Essstörungen verstehen: Ein erster Überblick
Shownotes
Für Betroffene: Falls dich solche Inhalte belasten, höre die Folge bitte nicht allein und achte gut auf dich.
IG: @psychotherapie.wien
Österreich: Essstörungshotline: https://www.wig.or.at/selbsthilfe-beratung/hotline-fuer-essstoerungen Österreichische Gesellschaft für Essstörungen: https://www.oeges.or.at/Essstoerungen/Hilfe-fuer-Betroffene/Beratungsstellen/
Deutschland: Hilfe bei Essstörungen: https://essstoerungen.bioeg.de/hilfe-finden/ Deutsche Gesellschaft für Essstörungen: https://www.dgess.de
Schweiz: Essstörungsinfos: https://www.pepinfo.ch/de/anlaufstellen/index.php Schweizer Gesellschaft für Essstörungen: https://sges-ssta-ssda.ch
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00:00:01: Herzlich willkommen zu meinem Podcast Lebenskunst, dem Podcast über Essstörungen und allem, was damit verbunden ist.
00:00:17: Hallo und herzlich willkommen zu meinem Podcast Lebenskunst.
00:00:21: Mein Name ist Katja, ich bin Psychotherapeutin.
00:00:24: Schön, dass du eingeschaltet hast und gleich die erste Folge von mir hörst.
00:00:29: Das freut mich sehr.
00:00:30: Heute möchte ich dir einen grundlegenden Überblick zum Thema Essstörungen geben, zum Einstieg schauen wir uns an, was genau darunter zu verstehen ist, welche Formen es gibt, woran man sie erkennt, was so Faktoren sind, die die Entwicklung einer Essstörung begünstigen können und warum es so wichtig ist, frühzeitig hinzuschauen und sich auch Hilfe zu holen.
00:00:54: Das heißt, wir beginnen in der ersten Folge logischerweise mit einem Überblick.
00:01:00: Und ich freue mich wirklich, dass du da bist.
00:01:08: Was sind Essstörungen?
00:01:10: Ganz zentrale Frage, was sind Essstörungen?
00:01:14: Das finde ich total wichtig, dass Menschen verstehen, Essstörungen sind ganz komplexe psychische Erkrankungen, die wirklich schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben können.
00:01:28: Und aktuell unterscheiden wir vor allem einerseits die Anorexie, auch Anorexianervosa genannt, oder Magersucht.
00:01:39: Es gibt die Bulimie oder Bulimianervosa, die sogenannte Essbrechsucht, dann gibt es die Binge-Eating-Störung, also unkontrollierte Essanfälle ohne Gegenmaßnahmen.
00:01:53: Und ich würde mal sagen, es gibt eigentlich auch eine Orthorexia, also eine Orthorexianervosa, da geht es um zwanghaft gesundes Essverhalten.
00:02:03: Das ist allerdings bisher noch keine offizielle Diagnose.
00:02:07: Das heißt, auch in der Praxis, wenn jemand kommt mit einem sehr zwanghaften S-Verhalten, was gesundes S-Verhalten anbelangt, aber trotzdem mit einem massiven Leidensdruck, könnte ich das jetzt nicht diagnostizieren, weil das einfach noch nicht in die Kriterien mit aufgenommen wurde.
00:02:26: Ich finde es total wichtig auch zu erwähnen, nicht jede Person, die mal mehr ist, oder eine Diätmacht hat gleich eine Essstörung.
00:02:37: Auch wenn jemand mal aufgrund der Diät einiges abgenommen hat, ist es wichtig da nicht gleich mit einer Magersucht herzukommen.
00:02:45: Kritisch wird das aber, wenn das Essverhalten über längere Zeit bestehen bleibt und sich vor allem auch mit anderen Verhaltensauffälligkeiten verbindet und der Mensch zunehmend beginnt zu leiden.
00:03:00: Wenn Menschen aus einer Diät heraus plötzlich unflexibel werden und nicht mehr vom Diätverhalten abweichen können, weil es nicht mehr geht, dann wird es zum Problem.
00:03:13: Und so ein typisches Merkmal ist, dass Betroffene sich ständig mit Essen, mit Kalorien, mit der Figur und Gewicht beschäftigen.
00:03:23: Also Gedanken wie, was darf ich essen, wann darf ich essen, Wie darf ich essen und wie mache ich das gegessene vielleicht auch wieder umgeschehen?
00:03:34: Wie viel Kalorien darf ich mir erlauben?
00:03:37: Wie viel Sport muss ich machen?
00:03:40: Was gilt als gut, was als nicht gut?
00:03:43: Also all diese Gedanken, Kreisen, immer wieder die gleichen Themen und bestimmen den ganzen Alltag.
00:03:52: Und wenn ihr euch das mal so vorstellt, wenn ihr den ganzen Tag eigentlich nur darüber nachdenkt, dann ist das natürlich auf Dauer total anstrengend.
00:03:59: Und es gibt weniger Platz, weniger gedanklicher Raum für andere Dinge.
00:04:06: Das heißt, Essstörungsgedanken, also Gedanken um Essen, Figur, Kalorien, Gewicht und so weiter und so fort, nehmen die Freiheit über andere Dinge nachzudenken.
00:04:17: Es nimmt enorm viel Raum ein.
00:04:20: Und Essstörungen sind oft unsichtbar.
00:04:23: Also man sieht dann Betroffenen auch nicht unbedingt an, wie sehr sie leiden oder wie stark sie in einer Essstörung möglicherweise auch schon drin sind.
00:04:33: Vielleicht hast du jetzt gedacht, oder denkst du jetzt doch, das sieht man doch.
00:04:38: Meine Erfahrungen nach haben viele als ersten Gedanken, wenn es um Essstörungen geht, das Bild einer anorektischen Person im Kopf.
00:04:47: Ich weiß nicht, vielleicht wüsst du dich gerade ab.
00:04:49: Ich weiß nicht, wie das bei dir ist.
00:04:52: Was denkst denn du als erstes, wenn du das Thema Essstörungen hörst?
00:04:56: Und ich finde, das ist auch nachvollziehbar, weil natürlich stark untergewichtige Personen, wie das bei der Anorexie in der Regel der Fall ist, sind natürlich sichtbar.
00:05:05: Das ist etwas, das auffällt, was einen vielleicht auch ein bisschen traurig macht, wenn man es von außen sieht oder auch schockiert.
00:05:16: Das heißt, da ist ab einem gewissen Punkt eine Essstörung tatsächlich auch sichtbar, aber es gibt ja viel mehr als nur die Magesucht.
00:05:22: Und viele andere Formen sind nicht wirklich sichtbar.
00:05:26: Es ist nicht immer von außen sichtbar.
00:05:28: Und gerade die Betroffenen schämen sich oft auch und sprechen deshalb nicht darüber.
00:05:35: Charme ist ja... Eigentlich ein total unangenehmes Gefühl.
00:05:39: Also ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich schäme mich wirklich nicht gern und ich möchte das Gefühl auch total vermeiden und nicht in Situationen sein, die mir total peinlich und unangenehm sind und etwas tun, wofür ich mich dann schäme.
00:05:53: Bei Essstörungen, vor allem auch bei Bulimie und Binsh Eating.
00:05:58: oder auch so Mischformen, da kommt das Gefühl der Scham ganz, ganz oft vor, weil sie ein Verhalten zeigen, auf das sie auch nicht stolz sind, dass sie selbst eigentlich ja auch so nicht wollen, aber oft halt selbst auch nicht mehr rauskommen, weil es eine ganz starke Dynamik einfach annimmt und Betroffene, die auch ein Stück weit ausgeliefert sind.
00:06:23: Und dann fühlen sie sich schwach und dafür schämen sie sich dann.
00:06:27: Oder hast du vielleicht auch schon mal erlebt, wie es ist, etwas Wichtiges für dich geheim zu halten?
00:06:35: Wenn ja, dann kannst du vielleicht erahnen, wie belastend das auf Dauer auch sein kann, wenn es sich um so ein zentrales Thema wie Essen und den eigenen Körper handelt.
00:06:46: Und gerade Menschen, die nach außen auch stabil sind, freundlich, lustig, humorvoll, gut integriert wirken, können halt betroffen sein, weil nur weil man in der Arbeit oder in der Schule der Woche immer gut funktioniert, heißt das ja nicht, dass da nicht ein Problem bestehen könnte.
00:07:02: Aber wie gesagt, es ist dadurch halt für Außenstehende oft dann nicht erkennbar.
00:07:07: Und viele haben total Angst, eben weil sie sich schämen auch nach außen zu gehen, also heißt das Umfeld mit einzubeziehen, dass sie vielleicht Hilfe brauchen würden, weil es einfach zu unangenehm, zu peinlich ist.
00:07:17: Und in der Praxis sind mir oft dann auch... Aussagen geschildert worden, dass das einfach so unangenehm ist, dass wenn andere wüssten, wie ich meinen Abend verbringe, wenn andere wüssten, was ich sonst noch so tue oder wie ich esse, dann würden sie mich vielleicht anders sehen, dann würde sich das Bild von mir verändern, dann würden sie mich vielleicht als komisch, eklig, schwach.
00:07:47: oder so empfinden, ihre Haltung mir gegenüber verändern.
00:07:50: Also da ist auch so viel Angst davor da, dass wenn andere Menschen mitkriegen, dass man vielleicht an einer Essstörung leidet, dass das Umfeld damit nicht gut zurechtkommt und man Menschen auch verlieren könnte.
00:08:01: Und das ist natürlich eine riesige Angst.
00:08:02: Wir wollen keine Menschen verlieren und wir wollen auch nicht anders gesehen werden.
00:08:08: Und manchmal ist auch eine große Sorge da, wenn die Wüsten, wie es mir geht, dann machen, die sich nur sorgen.
00:08:12: Also, wenn man zwar weiß, dass Leute bleiben würden, aber dass die sich dann Sorgen um einen machen, das ist für viele auch unerträglich die Vorstellung.
00:08:20: Ich möchte nicht, dass Andere sich dann um mich sorgen.
00:08:25: Und das verstärkt natürlich dann das Schweigen, aber langfristig auch das Leiden.
00:08:33: Und viele Betroffene fragen sich auch, warum ich?
00:08:38: Das heißt nicht immer, dass jemand eine schlechte Kindheit hatte, dass irgendwas super-schlimmes, dramatisches passiert ist.
00:08:47: Also ich hatte auch schon einige Leute, die sagen, warum ich?
00:08:51: Ich hatte doch eine gute Kindheit.
00:08:53: Meine Eltern waren da, es ist mir da nichts Schlimmes passiert.
00:08:58: Wieso habe genau ich eine Essstörung entwickelt?
00:09:01: Und das ist ein wichtiger Punkt, wo wir auch dann immer gemeinsam hinschauen.
00:09:08: Aber es ist ganz wichtig zu verstehen, dass es nie, ich habe es noch nie erlebt, dass es eine Ursache gab für die Entstehung einer Essstörung.
00:09:16: Ja, manchmal kann ein einzelnes Trauma einen starken Effekt gehabt haben.
00:09:21: Meistens sind aber trotzdem noch andere Dinge, die dazukommen und einfach auch die Entwicklung einer Essstörung begünstigen.
00:09:28: Und ich finde es total wichtig zu verstehen, dass es auch in der Therapie Nicht darum geht, einen Schuldigen zu suchen oder jemand, der dafür verantwortlich ist.
00:09:39: Essstörungen sind ganz multifaktoriell, nennen wir das, bedingt.
00:09:43: Es ist, ich erkläre das immer so, wie ein Puzzle, bei dem viele Teile zusammenkommen müssen, dass das Bild der Essstörung entsteht.
00:09:53: Das heißt, es gibt oft mehrere Faktoren, die einerseits vielleicht einfach begünstigend gewirkt haben, schon im Vorfeld.
00:10:01: Und dann halt noch in Kombination mit lebensgeschichtlichen Ereignissen oder viel Stress, was auch immer, dass da halt verschiedene Dinge zusammengekommen sind, dass dann letzten Endes in eine Essstörung geführt haben.
00:10:17: Welche Faktoren das sind, ist von Person zu Person aber total unterschiedlich.
00:10:21: Und wie gesagt, die Faktoren zu erkennen, bedeutet nicht, einen Verursacher zu benennen und jemandem die Schuld zuzuschieben, sondern es geht darum, besser zu verstehen, wie die Erkrankung entstehen konnte und wo man auch in der Therapie ansetzen kann, um den Menschen langfristig zu helfen.
00:10:42: Faktoren, die eine Rolle spielen könnten, an die viele Menschen auch nicht denken, sind natürlich, ich sage es mal kurz, Es gibt biologische Faktoren, es gibt psychologische Faktoren, es gibt lebensgeschichtliche Faktoren, es gibt auch gesellschaftliche Faktoren.
00:11:00: Und auf diese Punkte möchte ich jetzt einfach mal ein bisschen genauer eingehen.
00:11:05: Was viele nämlich nicht wissen und das ist so spannend.
00:11:09: Fachleute gehen heute davon aus, einfach aufgrund zahlreicher Studien, dass die Genetik und biologische Einflüsse eine ganz, ganz wichtige Rolle spielen.
00:11:21: Dazu zählen z.B.
00:11:23: vererbte Veranlagungen, aber auch hormonelle Veränderungen oder auch Auffälligkeiten im Botenstoffsystem des Gehirns.
00:11:32: Also auch das Gehirn ist ganz maßgeblich daran beteiligt, z.B.
00:11:36: beim Serotonin.
00:11:39: Esstörungen treten in manchen Familien gehäuft auf, bei einigen Zwillingen, von denen beispielsweise eine Person an Magersucht erkrankt ist, erkrankt in etwa Zwei von drei Fällen auch der andere Zwilling.
00:11:56: Das bedeutet jetzt aber nicht, dass jede Person mit einer genetischen Veranlagung zwangsläufig betroffen ist, denn erst das Zusammenwirken mit weiteren Faktoren wie eben etwa Lebensereignisse oder auch hormonelle Veränderungen und so weiter lässt die Erkrankung entstehen.
00:12:12: Aber man weiß, dass da einfach, wenn sie in der Familie grundsätzlich mal vorkommt, einfach das Risiko ein bisschen erhöht ist.
00:12:21: Man weiß aber auch, dass es jetzt nicht ein einziges Gen ist, das dafür verantwortlich ist.
00:12:26: Vielmehr beeinflusst eine Kombination verschiedener Gene-Prozesse im Körper, wie zum Beispiel den Hormonhaushalt, das Essverhalten, die Persönlichkeit oder die emotionale Regulation.
00:12:40: Es gibt immer mehr Forschung in dem Bereich und ich glaube, dass in den nächsten Jahren dann noch ganz, ganz viele Erkenntnisse dazu gewonnen werden.
00:12:48: Also das ist super spannend.
00:12:50: Ich schaue da auch immer wieder rein, weil ich finde, das geht ja generell ein faszinierendes Organ.
00:12:56: Und so auch die Biologie und die Genetik, ganz, ganz spannende Gebiete.
00:13:01: Und ja, das gilt es auch bei Erststörungen wirklich gut anzuschauen, dass es da einfach auch die biologische Komponente gibt.
00:13:11: Ein weiterer Aspekt ist auch die Persönlichkeit eines Menschen.
00:13:15: Es gibt Persönlichkeitsmerkmale, die das Risiko erhöhen können.
00:13:20: Man hat herausgefunden, dass Menschen zum Beispiel mit einem super hohen Leistungsanspruch, mit einem Hang zum Perfektionismus, Menschen mit einem starken Kontrollbedürfnis, Ehe dazu neigen, beispielsweise eine Magersucht zu entwickeln.
00:13:35: Andererseits sind impulsive Menschen Ehe, Anfälliger, für Essanfälle, für Heiß-Hunger-Attacken, was bei Bulimi oder Binsh-Eating vorkommt.
00:13:46: Und ebenfalls herausgefunden hat man das Menschen, die schon sehr früh, häufig die Ähten gemacht haben, auch ein höheres Risiko in sich tragen für eine Entwicklung einer Essstörung.
00:14:00: Studien zeigen aber auch, dass eben so Sachen wie Geschlecht und das Alter und Körpergewicht das Erkrankungsrisiko beeinflussen kann.
00:14:09: Aber auch hier gilt, das ist mir wirklich wichtig, dass man das weiß, dass ein einzelner Faktor eben nicht ausreicht.
00:14:16: Es ist immer ein Zusammenspiel mehrerer Einflüsse, das tatsächlich dann auch eine Störung entsteht.
00:14:24: Und wir Menschen sind ja jetzt nicht nur unsere Biologie, sondern wir sind eingebettet in eine Gesellschaft, in eine Welt, wo wir im Austausch sind mit anderen.
00:14:35: und somit ist natürlich auch der nächste Punkt ganz zentral, und zwar lebensgeschichtliche Einflüsse.
00:14:42: Das heißt belastende Erfahrungen, die wir gemacht haben oder auch ein hoher Leistungsdruck, beispielsweise in der Schule oder beim Sport, Traumatische Erlebnisse, Verluste usw.
00:14:56: können uns natürlich stark prägen.
00:14:59: Da zählen viele Dinge dazu.
00:15:01: Mobbingerfahrung, der Verlust eines geliebten Menschen, vielleicht auch ein Unfall, Vernachlässigung in der Kindheit, Gewalterfahrung, Cybermobbing usw.
00:15:13: Also einfach so prägende Lebens, ein Flüsse mache natürlich auch was mit uns.
00:15:20: In solchen Fällen kann die Kontrolle über das S-Verhalten dann einfach keine Strategie sein, um mit den schwierigen Gefühlen oder auch seiner inneren Ohnmacht, was viele beschreiben, umzugehen.
00:15:32: Ja, wenn die Welt im Außen total unsicher erscheint und ich das Gefühl habe, ich kann mein Leben nicht kontrollieren, ich kann nicht kontrollieren, was mir passiert, ich habe die Sicherheit in meinem Leben nicht, dann Versucht der Mensch, ganz automatisiert, alles dafür zu tun, um wieder das Bedürfnis, das Sicherheit zu stellen.
00:15:52: Das heißt, um in ein Sicherheitsgefühl zu kommen.
00:15:55: Und über Kontrolle krieg ich Sicherheit.
00:15:59: Und was ist etwas, was kontrolliert werden kann?
00:16:02: Das, was ich täglich esse.
00:16:04: Und somit kann das manchmal, wenn man keine anderen Strategien gelernt hat, keine passenden Strategien zur Verfügung hat, leider etwas sein, worauf dann Menschen zugreifen, um sich dieses Gefühl der Sicherheit wiederzugeben.
00:16:18: Das heißt, das kann kurzfristig eine Strategie sein, die tatsächlich auch wirkt.
00:16:22: Das ist das Doofe bei Essstörungen.
00:16:24: Kurzfristig gibt es dann Menschen meistens ein Gefühl von Sicherheit.
00:16:28: Das heißt, es ist ein... positiver Aspekt im ersten Moment, aber langfristig sind Essstörungen einfach zerstörerisch und das ist das große Problem.
00:16:38: Langfristig macht es krank, langfristig zerstört das einen Menschen.
00:16:44: Das heißt, viele Dinge, die manchmal im kurzfristigen Sinn positiv vielleicht erscheinen oder zumindest was Positives in einem auslöst, ist nicht, dass es auch gesund für uns ist, weil langfristig können viele Dinge uns einfach kaputt machen.
00:16:58: Und wenn wir schon so bei äußeren Faktoren sind, auch kulturelle und soziale Faktoren, also z.B.
00:17:04: so gesellschaftliche Schönheitsideale oder auch Social Media, spielen natürlich eine Rolle.
00:17:10: Es ist jetzt nicht so, dass das auch der ausschlaggebende Grund ist, warum dann vielleicht ein sechzehnjähriges Mädchen eine Essstörung entwickelt, aber meistens ist es in irgendeiner Form, wenn wir dann explorieren, was da alles dazu beigetragen hat, auch ein bisschen dabei, gerade Jugendliche.
00:17:27: sind in dem Punkt einfach sehr verletzlich.
00:17:31: Da sie sich... oft, das ist einfach auch auf das Alter zurückzuführen, an äußeren Idealen orientieren.
00:17:38: Gerade in der Pubertät ist man auch der Suche nach der Identität.
00:17:41: Man hat keine Ahnung, wer man ist, alles verändert sich und die Schule ist anstrengend, der Körper verändert sich.
00:17:47: Das heißt, wir suchen so, ich sage immer, Sicherheitsankerdingen, denen wir uns orientieren können, was uns eben Halt und Sicherheit gibt.
00:17:54: Und da merkt man dieses Gefühl, sicher zu sein, Halt zu haben, Orientierung zu haben.
00:18:01: Ist für uns Menschen im Allgemeinen total wichtig.
00:18:03: und wenn sich alles verändert, gerade wie in der Pubertät, ist dieses Bedürfnis natürlich noch stärker da.
00:18:10: und gerade in der Jugend vergleichen sich viele auch total stark, wodurch Social Media einfach auch nochmal einen anderen Effekt hat, weil ich kann mich selten wo besser vergleichen als wie dort.
00:18:22: Weil auch mit meinen Mitschülerinnen und Mitschülern bin ich ja nicht, ich bin zwar viel mit denen zusammen, aber nicht die ganze Zeit, das Handy habe ich aber ständig.
00:18:30: Und diese Konfrontation mit so vermeintlich perfekten Körper kann das Körperbild verzehren.
00:18:35: Also selbst wenn man darüber Bescheid weiß, kann das Gehirn nicht immer unterscheiden zwischen Bildern, die bearbeitet wurden und der Realität und somit wird das Risiko erhöht.
00:18:49: Ich weiß nicht, ob ich das wirklich gut erklärt habe, ich hoffe.
00:18:53: Aber Social Media bringt einen einfach in einen ständigen Vergleich.
00:18:56: Vielleicht kennst du es eh auch.
00:19:00: Also ich spüre das auch bei mir selbst, wenn ich das für mich reflektiere und mal einen Tag hatte, wo ich vermehrt.
00:19:06: auf TikTok war, dass das irgendwas mit mir macht.
00:19:09: Vielleicht jetzt nicht mit meinem Körper, aber wenn man dann in anderen Bereichen, wie welche Reisen andere machen oder was man alles von der Welt vielleicht noch sehen könnte, was ich nicht gesehen habe, kommt manchmal so ein Gefühl von, das hätte ich auch gerne, aber ich habe das nicht.
00:19:21: Und das ist so nicht Traurigkeit, aber es gibt so ein bisschen ein komisches Gefühl manchmal.
00:19:29: Und wenn ich aber ganz bewusst auch darauf verzichte und quasi meine Händezeit auch für mich ab und zu runterschraube, ganz bewusst merke ich, dass das einen Unterschied macht.
00:19:40: Wenn ich mehr bei mir bin, bei meiner Familie, hier und jetzt in meinem Leben, bin ich glücklicher, als wenn ich ganz, ganz viel Zeit darauf verbringe.
00:19:48: Aber das ist jetzt meine ganz subjektive Erfahrung damit.
00:19:51: Kann bei dir natürlich anders sein, aber hinterfrag das vielleicht mal.
00:19:54: Du hast da noch gar nie so genau hingeschaut, aber ... Ja, ist vielleicht jetzt ein guter Hinweis mal da ein bisschen hinzuschauen.
00:20:03: Ja, also wie das halt so bei dir ist, dass du hast das Gefühl, dass Social Media dich beeinflusst oder deinem Blick auf dich selbst vielleicht auch verändert und auf den Leben.
00:20:15: Eine Frage, die ich hier auch behandeln möchte, ist, wie häufig Essstörungen sind.
00:20:21: Und da habe ich jetzt zuerst mal eine Frage und zwar... Was glaubst du, welche Form der Essstörungen ist denn am häufigsten?
00:20:32: Glaubst du, es ist die Magersucht, ist es die Bulimie oder ist es die Bingeatingstörung?
00:20:39: Und es ist da spannend, weil viele glauben, glaube ich zumindest, aber man darf mich auch eines Besseren belehren, dass die Magersucht die häufigste Form ist.
00:20:48: Tatsächlich gibt es sehr viele Studien, die belegen, dass es nicht die Magersucht ist, sondern die Bingeatingstörung.
00:20:57: Danach folgt tatsächlich die Bulimie und erst an dritter Stelle die Magersucht.
00:21:04: Ich glaube aber, dass vielleicht auch die Annahme daraus entstehen könnte, weil es eben etwas ist, wie ich vorher gesagt habe, was sichtbarer ist in der Gesellschaft als das andere, um viele einfach auch am besten kennen.
00:21:16: Es ist vielleicht auch das bekannteste.
00:21:19: Und ich habe einige... Studien rausgesucht und mir angeschaut und überlegt, was jetzt gerade in so einer Podcastfolge vielleicht auch sinnvoll ist, irgendwie zu vermitteln, was ich darstellen kann.
00:21:30: Und die Ergebnisse der Deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus Deutschland fand ich sehr gut und sehr anschaulich und deswegen habe ich die jetzt mal hergenommen.
00:21:41: Die haben eine Studie gemacht und haben Folgendes sagen können darüber, dass von Tausend Mädchen oder Frauen durchschnittlich etwa achtundzwanzig an einer Binge-eating-Störung leiden.
00:21:56: Rund neunzehn Personen an einer Bulimie und circa vierzehn an Magersucht.
00:22:04: Ja, also das heißt, wenn man es jetzt vergleicht, so Binge-eating und Magersucht, ist es die Hälfte bei den Magersüchtigen.
00:22:12: Die haben sich auch Jungs und Männer angeschaut, im gleichen Ausmaß.
00:22:18: Da kommen Essstörungen der Studie zufolge weniger vor.
00:22:23: In etwa zehn von tausend Jungs oder Männern entwickeln eine Binge-Eating-Störung, sechs in etwa eine Bulimie und zwei Personen eine Mager-Sucht.
00:22:36: Aber ich persönlich finde es ganz wichtig darauf hinzuweisen, ich glaube, dass die Dunkelziffer sowohl bei den Märchen aber vor allem auch bei den Jungs und bei den Männern deutlich höher ist.
00:22:52: Ihr Verhalten fällt oft weniger auf, bzw.
00:22:57: wenn Jungs oder Männer vielleicht plötzlich eine Eigenart im Essen entwickeln, wird das oft ein bisschen abgetan.
00:23:04: Viele denken einfach im ersten Moment auch nicht an eine Essstörung, weil Essstörungen so stark mit dem weiblichen Geschlecht verknüpft ist im Kopf.
00:23:13: Und das finde ich manchmal problematisch, also ich finde es total wichtig, dass auch das Gesundheitssystem da einfach einen offenen Blick dafür hat, auch für Personengruppen, die vielleicht nicht in dieses Klischee hineinpassen, damit man es einfach nicht übersieht, weil viele einfach dadurch erst Jahre später Hilfe bekommen, obwohl sie es schon viel früher gebraucht hätten, einfach weil es nicht gesehen wurde, weil es nicht entdeckt wurde.
00:23:44: Genau, also ich glaube da wirklich, dass die Dunkelziffer einfach höher ist.
00:23:47: Ich glaube auch, dass die Dunkelziffer bei den Mädchen und Frauen höher ist.
00:23:56: Jetzt habe ich vor allem halt immer Mädchen und Frauen genannt.
00:24:00: Es ist schon so, dass vor allem die Pubertät einfach auch eine ganz sensible Phase ist und viele, die an einer Essstörung erkranken, das meistens in der Jugend schon tun.
00:24:12: Man hat sie in ihre Essstörungen ins Erwachsenenalter mit hinein.
00:24:15: Das heißt aber nicht, dass nur Jugendliche eine Essstörung entwickeln können.
00:24:20: Es ist auch bei Erwachsenen und älteren Menschen der Fall, dass natürlich Essstörungen entwickelt werden können, auch wenn davor keine da war.
00:24:29: Allerdings zeigen ganz viele Studien, dass gerade die Magersucht häufig schon eben in der Pubertät oft ihren Erstauftreten hat.
00:24:39: Die Bulimie und die Binshietingstörung sich tendenziell aber ein bisschen später erst entwickeln.
00:24:44: Im späteren Jugendalter oder jungen Erwachsenenalter.
00:24:49: Ich selbst hatte in meiner Praxis auch schon Kinder unter zehn Jahren, die gekommen sind mit einer Magersucht.
00:24:57: Das ist schon besonders jung und ich bin froh, dass ich es bisher noch nicht oft erleben musste.
00:25:02: Auch dreizehn, vierzehn, fünfzehn ist sehr jung.
00:25:06: Aber unter zehn ist dann schon einfach wirklich ein Kind.
00:25:11: Das hat mich persönlich dann schon auch sehr erschreckt, aber auch das kommt leider vor.
00:25:16: Nur auch eben wichtig zu sagen, weil für mich ist es einfach wichtig, dass halt eben auch Gruppen, die oft nicht so betrachtet werden, nicht übersehen werden, auch Erwachsene und ältere Menschen können betroffen sein.
00:25:29: Zum Beispiel... in belastenden Lebensphasen, bei Umbrüchen oder bei Krisen.
00:25:35: Auch hier kann das Essverhalten als eine Form der Bewältigung hergenommen werden.
00:25:42: Auch wenn Menschen davor vielleicht jetzt gar nicht so ein Problem hatten mit ihrem Essen, kann das manchmal dann schon ein Auslöse sein, das zumindest ein gestörtes Essverhalten entwickelt, was jetzt noch keine Essstörung ist, aber das Essen als Regulation hergenommen wird, vor allem dieses Emotional Eating.
00:25:58: Emotionales Essen aufgrund von Traurigkeit, Überforderung und Stress.
00:26:04: Und wenn das dann irgendwann einen Mechanismus erreicht, wo es zu einem Leidensdruck führt oder wo die Personen beginnen, einfach darunter zu leiden, nicht mehr selbst auch rauszukommen, dann kann sich da einfach auch eine Essstörung entwickeln.
00:26:17: Das gilt es zu beachten.
00:26:21: Genau, aber wie eingangs auch, wir haben am Anfang auch gesagt, Essstörungen sind einfach wirklich total komplexe Erkrankungen.
00:26:29: Ich finde, das zeigt sich einerseits, dass es eben selbst in eine einzelne Ursache gibt, sondern dass da wirklich viele Faktoren, also bei jedem Menschen, der nicht bisher begleitet hat, waren echt einige Faktoren, dann einfach die zusammengespielt haben, dass sich das entwickelte.
00:26:44: Das muss man wirklich mit jedem einzelnen Menschen genau anschauen.
00:26:48: Wie schaut dieses Puzzle aus?
00:26:51: Und da gilt es, in viele Richtungen zu schauen und sich auch die Zeit zu nehmen, da eigentlich wirklich gut zu explorieren.
00:27:00: Und Essstörungen sind nicht nur komplex in der Entstehung, sondern auch in welcher Form sie sich zeigen.
00:27:06: Auch das ist total unterschiedlich.
00:27:07: Magersucht ist nicht gleich Magersucht, Bulimie ist nicht gleich Bulimie.
00:27:10: In einzelnen Dingen gleichen sie sich natürlich schon.
00:27:13: Also es gibt schon Überschneidungen, aber auch da, also für mich ist dieses individuelle Betrachten total wichtig.
00:27:20: Dennoch möchte ich jetzt euch, weil man natürlich das jetzt nicht in hundert verschiedenen Formen darstellen kann, aber einfach mal kurz noch zeigen oder erklären, wie die verschiedenen Formen halt ausschauen.
00:27:34: Und ich habe jetzt da jetzt für diese Folge einfach mal wirklich die Anorexie hergenommen, die Bullymy und das Binsh-Eating.
00:27:40: Es gibt natürlich auch Mischformen, es gibt artypische Formen, wo eine Person nicht alle Kriterien erfüllt, aber trotzdem einfach eine S-Störung hat.
00:27:48: Es gibt auch noch ganz andere Formen von S-Störungen, die ARFID und so weiter.
00:27:54: Aber das hätte jetzt in dieser Folge einfach zu wenig Platz, aber es wird ja noch viele Folgen geben, wo ich ganz viel am Behandeln kann, erklären kann und darauf freue ich mich auch schon.
00:28:05: Also wie unterscheiden sich diese Formen voneinander?
00:28:08: Beginnen wir mal mit der Anorexie.
00:28:11: Hier kommt es meist zu einer ganz starken Gewichtsabnahme bis hin zu, und jetzt kommt ein schwieriges Wort, der Cachexie.
00:28:18: Ich möchte es trotzdem einfach mal gesagt haben, dass man es hört.
00:28:21: Das bedeutet ein dass ein lebensbedrohlicher extremer Gewichtsverlust ohne andere körperliche Erkrankungen vorhanden ist.
00:28:31: Und obwohl die Betroffenen auffallend dünn sind, empfinden sie sich selbst meistens nicht als zu dünn, sondern im Gegenteil als zu dick oder zu unförmig oder nicht passend.
00:28:45: Das nennt man auch Körperschema-Störung.
00:28:47: Das haben ganz, ganz, ganz viele, nicht jede Person natürlich, aber ganz viele haben eine Körperschema-Störung, dass sie nicht den Körper so empfinden, wie er tatsächlich ist, sondern als wesentlich breiter, unförmiger, dicker.
00:29:00: Und ein ganz zentraler Faktor ist auch die Angst davor zuzunehmen.
00:29:06: Die Angst davor wieder zuzunehmen ist enorm, weil sie sich eben auch nicht als zu dünn fühlen.
00:29:13: Damit das Jahr nicht passiert, beginnen viele eben sehr viele Dinge zu kontrollieren.
00:29:18: Und viele haben auch ganz bestimmte Regel, nach denen sie essen.
00:29:22: Was sie essen, wie sie essen, wann sie essen.
00:29:25: Seit die Nahrungsaufnahme wird ganz streng kontrolliert.
00:29:28: Oft gibt es Lebensmittel, die in gute und schlechte eingeteilt werden.
00:29:33: Es gibt Kalorien, die... Besser sind, schlechter sind.
00:29:38: Es gibt ein gewisses Kalorienmaximum, selten ein Kalorienminimum.
00:29:45: Also, da gibt ganz, ganz viele Kriterien, die sich die Leute für sich selbst aneignen.
00:29:49: Oft wird einfach.
00:29:51: auch gibt es viel Body Checking, das heißt, der Körper wird ständig kontrolliert.
00:29:54: Das Gewicht wird ständig kontrolliert.
00:29:58: Und das wird versucht, auf jeden Fall alles dafür zu tun, um auf gar keinen Fall wieder zuzunehmen, sondern eher weiter abzunehmen.
00:30:06: Selbst wenn das Ursprüngliche zieht, dass sich Menschen gesetzt haben, eingehalten wurde oder schon geschafft wurde.
00:30:13: Das ist ein Essstörungskreislauf, der passiert, dass es dann leider einfach nie genug ist.
00:30:20: Also es ist so eine Spirale von, aber ein bisschen geht noch, ein bisschen weniger Gewicht geht noch, ein bisschen weniger geht noch.
00:30:27: Und es kommt oft zu vermehrt Sport, zu einem Bewegungsdrang.
00:30:31: Also alles, was einfach hilft, um das Gewicht möglichst gering zu halten und das Gefühl der Angst ein Stück weit loszuwerden, weil man dann weiß, heute habe ich alles gemacht.
00:30:42: Ich muss keine Angst haben vom Zunehmen, um gefühlt in eine innere Stärke zu kommen.
00:30:49: Auch wenn das langfristig bedeutet, dass der Körper in einer ganz lebensbedrohlichen Zustand kommt und auch das Leben tatsächlich gefährdet ist.
00:30:58: Dann gibt es die Bulimie.
00:31:01: Das ist die Esprechsucht.
00:31:04: Ich habe es immer wieder gesehen, dass Personen, die ursprünglich zwar in einer Magersucht waren, in eine Bulimie irgendwann gewechselt sind.
00:31:14: Bei der Bulimie kommt es zu Essernfällen.
00:31:17: Es kommt zu Heiß-Hunger-Attacken, bei denen Betroffene innerhalb kurzer Zeit große Nahrungsmengen zu sich nehmen und in der Regel auch dabei die Kontrolle verlieren.
00:31:27: Das ist nicht ein, ich ess jetzt halt mal ein bisschen zu viel, aber dann höre ich auf, weil eigentlich bin ich jetzt satt, sondern es ist ein Kontrollverlust und es wird erst aufgehört zu essen, wenn der Körper nicht mehr kann und den Essernfall dadurch stoppt.
00:31:43: Und da sprechen wir von wirklich mehreren Tausenden Kalorien, die an einem Tag bei einem Esternfall auch zu sich genommen werden.
00:31:50: Bei der Bulimie kommt es im Anschluss unter anderem auch aufgrund eines ganz starken Angstgefühls vor der Gewichtszunahme, also vor den Konsequenzen des Esternfalls, zu Gegenmaßnahmen.
00:32:04: Oft ist es Erbrechen, aber nicht immer und nicht nur.
00:32:08: Manchmal ist es auch ganz exzessiver Sport zum Beispiel.
00:32:13: Dann gibt es die Binge-Eating-Störung und vielleicht den Begriff Binge kennt ihr wahrscheinlich auch oder verwendet ihr.
00:32:20: Das ist ja oft ein Begriff, den wir alltagsprachlich auch schon verwenden.
00:32:24: Wir tun Binge-Learning, also innerhalb kurzer Zeit sehr viel lernen oder Binge-Watchen auf Netflix, eine Serie, auch da in kurzer Zeit ganz viele Folgen einer Serie naheinander konsumieren.
00:32:41: Und so ist es auch bei der Binge-Eating-Störung.
00:32:44: Es wird viel Essen in kurzer Zeit konsumiert.
00:32:47: Also wie bei der Bulimie kommt es zu einem Essenfall, der eigentlich immer mit Kontrollverlust einhergeht und auch erst dann gestoppt wird, wenn der Körper nicht mehr kann und wenn der Körper einfach wirklich nicht mehr kann und sehr erschöpft ist.
00:33:02: Der Unterschied zur Bulimie ist allerdings, dass es zu keinem kompensieren kommt.
00:33:07: Es kommt zu keinen Gegenmaßnahmen.
00:33:09: Es kommt nicht zu erbrechen oder zu exzessiven Sport oder zur Einnahme von, weiß ich nicht, Apfelmittel, sondern nach dem Essenfall ist es vorbei und die Menschen ziehen sich meistens zurück.
00:33:22: Es geht ihnen danach in der Regel nicht gut.
00:33:25: Viele haben dann starke Gefühle von.
00:33:27: eklig, von Wut, von Traurigkeit in der leeren, starke Erschöpfung.
00:33:34: Viele verurteilen sich im Nachhinein auch, was meistens dazu führt, dass das Selbstwert sinkt und dann wiederum das einen neuen Esternfall begünstigt.
00:33:46: Hier finde ich es auch wichtig, weil das wissen viele nicht.
00:33:48: Betroffene einer Binsch-Eating-Stör müssen jetzt nicht unbedingt jeden Tag einen Anfall haben.
00:33:52: Manche sind auch wochenlang symptomfrei und haben dann wieder Phasen, wo es aber täglich oder mehrmals täglich passiert.
00:34:00: Und wie zu Beginn auch gesagt, es gibt auch Mischformen oder atypische Formen, wo einfach nicht alle Kriterien erfüllt sind, aber das würde jetzt hier einfach den Rahmen sprengen.
00:34:11: Wichtig ist, egal um welche Form der Essstörung es sich handelt, es ist wichtig hinzuschauen, denn Egal welche Form der S-Störung, es handelt sich einfach um ernsthafte, teils lebensbedrohliche Erkrankungen.
00:34:25: S-Störungen haben eine massive Auswirkung auf unseren Körper.
00:34:31: S-Anfälle, wenn sie sehr stark sind beim Binge-Eating, führen fast immer zu einer starken Gewichtszunahme, was körperliche Folgen hat.
00:34:40: Die Bulimie, wo es zum Erbrechen kommt, ist für den Körper auch total anstrengend.
00:34:45: Auch das Erbrechen macht was mit dem Körper.
00:34:48: Die Magensäure kann die Zähne zerstören, es kann die Speicheldrüsen reizen, es kann den Magen... verletzen, innerlich, also auch je nachdem, wie oft und wie stark das passiert, hat das auch da eine ganz starke körperliche Komponente.
00:35:04: Es kann auch zu Herzrhythmusstörungen kommen, je nachdem, wie stark das Ganze ausgeprägt ist.
00:35:09: Und auch bei der Magersucht natürlich das Untergewicht macht auch was.
00:35:13: Wenn der Körper hungert, hungert das Gehirn, es hungern die Organe und es geht dem Menschen nicht mehr guter.
00:35:19: Bei Essstörungen sollte man sich also unbedingt Hilfe holen.
00:35:23: Es ist so, so wichtig.
00:35:25: Und ich möchte euch jetzt einfach auch nochmal kurz erklären, warum, auch wenn ich schon dieser Leidensdruck an sich ein Grund ist, dass ein Mensch das Recht hat, sich Hilfe zu holen, aber im Vergleich auch zu manch anderen psychischen Erkrankungen haben, Essstörungen eben eine so krasstärke körperliche Komponente.
00:35:42: Essstörungen können schwerwiegende, wirklich schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben.
00:35:49: Besonders die Anorexie gilt als auch die gefährlichste Form.
00:35:53: Studien zeigen, dass Menschen mit Magersucht mehr als fünffach erhöhtes Sterberisiko haben, vor allem wegen der körperlichen Folgen der Erkrankung.
00:36:06: Die Betroffenen verhungern nicht, aber der Körper schafft es irgendwann nicht mehr, denn wenn Betroffene zu wenig essen, kommt ihr Körper in einen Mangelzustand.
00:36:15: Alle Vagane werden dann quasi zu schlecht ernährt.
00:36:21: Erste Symptome sind häufiges Frieren oder Müdigkeit oder auch eine verminderte Leistungsfähigkeit, Konzentrationsprobleme, Haarausfall, während aber sonst am Körper vielleicht vermehrt Haare wachsen, ruhige Nägel, manche haben auch blaue Lippen, kalte Hände, kalte Füße, also auch Durchblutungsstörungen.
00:36:42: Es hat eine ganz starke Wirkung auf den Körper.
00:36:46: Wichtig ist auch, dass das Herz dann immer gut angeschaut wird, weil auch das Herz ist natürlich ein Muskel.
00:36:51: Und wenn der Körper abnimmt, nimmt er natürlich auch viel Muskelmasse ab.
00:36:54: Das heißt, auch ein Herz hat irgendwann nicht mal ganz so gute Kraft zu schlagen.
00:36:59: Also da gilt es auch immerhin zu schauen und auch auf die Knochen wirkt es sich aus.
00:37:04: Magersüchtige haben ein Risiko an Osteoperose zu erkranken.
00:37:08: Sprich, da wird die Knochendichte einfach immer dünner.
00:37:12: zu einer höheren Anfälligkeit für Knochenbrüche führt.
00:37:16: Also es hat wirklich das Untergewicht bei den Magersüchtigen, bei den anorektischen, hat ganz gravierende Folgen.
00:37:23: Auch bei der Bulimie, bei der Esprechsucht treten häufig Schäden am Körper auf, zum Beispiel beim Zahnschmelz.
00:37:31: Und die werden dann oft erst beim Zahnarzt bemerkt, aber durch dieses wiederholte Erbrechen gelangt Magensäure in den Mund, was halt das Zahnfleisch und die Zähne dann angreift.
00:37:41: Aber auch die Speicheldrüsen sind meistens gereizt, sage ich jetzt mal, die Speiseröhre kann geschädigt werden, aber auch das Herz und andere Organe wie Leber nieren.
00:37:52: können durch diese Erkrankung beeinträchtigt werden und in extremen Fällen kann es auch zum Herzkreislaufversagen kommen, weil durch das viele Erbrechen der Kaliumhaushalt durcheinander kommt und der ist wichtig für einen guten Herzkreislauf.
00:38:08: Und besonders gefährlich ist dann zum Beispiel auch eine Mischform, wenn jemand grundsätzlich sehr sehr sehr sehr restriktiv ist und dieses wenige, das dann aber gegessen wird, zusätzlich auch noch erbrochen wird.
00:38:20: Dadurch kommt es einfach zu einem ganz massiven Ungleichgewicht auch im Mineralienhaushalt, im Salzhaushalt unseres Körpers, was sich ganz stark auf den Stoffwechsel auswirkt und einfach auch lebensbedrohlich sein kann.
00:38:35: Also es handelt sich dabei eigentlich nicht einfach um Verhungern, denn Betroffenen wollen eigentlich auch gar nicht verhungern.
00:38:42: Doch sie sind dann manchmal in einem so starken Mangelzustand, dass das Gehirn einfach auch nicht mehr funktioniert.
00:38:47: Hungersättigung funktioniert nicht mehr.
00:38:49: Magendantrags funktioniert nicht mehr.
00:38:51: Und irgendwann ist der Körper einfach wirklich richtig schwach.
00:38:54: Und das darf dann nicht übersehen werden.
00:38:57: Ich meine, das wird auch nicht übersehen, aber Betroffene brauchen unbedingt Hilfe.
00:39:01: Und zwar nicht nur von einer Psychotherapeutin, sondern einfach wirklich von mehreren Berufsgruppen.
00:39:08: Ja, aber auch die anderen.
00:39:11: Essstörungen haben eine starke körperliche Komponente, die gilt jetzt einfach zu berücksichtigen und wirklich gut hinzuschauen.
00:39:21: Also, wenn man dazu bereitet, sich Hilfe zu holen, ist auf die Frage aber, wo kriege ich Hilfe oder wie mache ich das?
00:39:30: Der erste Schritt, den ich meistens empfehle, ist einfach mal zum Hausarzt zu gehen, wenn man sowas hat.
00:39:35: Ein Hausarzt kann einem dann einfach helfen, was gibt es da an dem Ort, wo man ist?
00:39:40: oder was sind die nächsten?
00:39:43: Beratungsstellen, die es bezüglich, wo man sich hinwenden kann, die Ärztinnen sind meistens auch vernetzt und können einem da weiterhelfen.
00:39:51: Ich finde, es ist sehr wichtig, da einfach mal hinzugehen, das anzusprechen.
00:39:55: Ich finde, da ist die Hemmschwelle meistens auch nicht ganz so groß, weil gerade der Hausarzt oder die Hausärztin einen ja meistens kennt oder auch die Familie kennt.
00:40:03: Genau, da kann man einfach mal hingehen und um Hilfe Bitten.
00:40:07: Sonst natürlich auch einfach recherchieren.
00:40:09: Es gibt meistens in größeren Städtendohaus auch Anlaufstellen, Beratungsstellen, sowohl in Deutschland als auch in Österreich.
00:40:16: In Österreich gibt es auch eine S-Störungs-Hotline, die gerne da sind und auch Fragen beantworten.
00:40:22: Also das wäre mal so der erste Schritt, um da einfach in Hilfe zu bekommen oder auch mal zu wissen, wohin kann ich mich wenden.
00:40:35: Damit sind wir am Ende der heutigen Folge angekommen.
00:40:38: Was kann man dazu sagen, Essstörungen sind komplexe Erkrankungen, die viele Facetten haben.
00:40:44: Von den Ursachen über die Symptome bis zu den Folgen für den Körper und die Psyche.
00:40:51: Ja, sehr umfassend.
00:40:53: Wichtig ist, es ist keine Schwäche und es ist auch kein persönliches Versagen, wenn man an einer Essstörung erkrankt.
00:41:03: Es gibt viele Punkte, die letzten Endes dazu geführt haben, dass man eine Krankheit entwickelt hat und man hat da keine Schuld dran.
00:41:11: Aber es gilt, hinzuschauen, es gilt sich selbst diese Chance zu geben, aus dem auch wieder rauszukommen.
00:41:18: Man kann von einer Essstörung genesen, auch wenn es schwer ist, ist es grundsätzlich möglich und sonst zumindest ist eine starke Verbesserung möglich.
00:41:28: Aber es ist wichtig, sich die Chance zu geben, aber wenn man sich die Chance gar nicht erst gibt, dann klappt es auf jeden Fall nicht.
00:41:35: Aber Genesung ist möglich und ich habe es in der Praxis auch schon gesehen und das ist schön, wenn Menschen dann rausgehen und für sich einfach wieder Lebensqualität gewonnen haben.
00:41:46: Also je früher Betroffene auch Unterstützung bekommen, desto besser sind die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung und Genesung.
00:41:54: Also wenn du selbst oder jemand, den du kennst, Schwierigkeit mit dem Essen hat, mit dem Körperbild oder der Stimmung, schau, dich wirklich nicht professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
00:42:04: Hausärzte, Kinderärzte, Beratungsstellen und so weiter, spezialisierte Therapeuten sind da, um zu unterstützen.
00:42:14: Vielen, vielen Dank, dass du dir die Folge bis zum Schluss angehört hast.
00:42:17: Passt gut auf dich auf und hoffentlich bis zum nächsten Mal.
00:42:22: Ich wünsch dir noch einen guten Tag.
00:42:39: Tschüss!
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